JIGABOO

- Fight for your right to be white

ZUM STÜCK

 

// Uraufführung: 9. Juni 2000 im Theater im Ballsaal, Bonn

// Gefördert durch: Stiftung Kunst und Kultur des Landes NRW Kulturamt der Bundesstadt Bonn / Fonds Darstellende Künste e.V. aus den Mitteln des Beauftragten der Bundesregierung für Angelegenheiten der Kultur und der Medien

 

JIGABOO liegt die, 1993 in Drehbuchform verfasste, Erzählung "Negrophobia" von Darius James zugrunde. Das von der Kritik gefeierte Romandebüt des afro-amerikanischen Schriftstellers präsentiert eine experimentelle Reise in den - nicht nur - amerikanischen Rassismus. Erzählt wird die Geschichte eines weißen Teenagers, der unter dem Bann eines Voodoo-Zaubers mit einer Vielzahl grotesker Spukgestalten konfrontiert wird - Zerrbilder seiner eigenen rassistischen Wahrnehmung. Das Tanztheaterstück konzentriert diese Begegnungen auf eine Frau und einen Mann als eine - jenseits aller "political correctness" - tiefgehende Konfrontation des Eigenen mit dem Fremden, die die Grenzen von Realität und Fiktion, Bewusstsein und Unbewusstem, Träumen und Ängsten ineinander fließen lassen.

VON UND MIT


Konzept und Regie: Rainald Endraß /// Choreographie und Tanz: Rafaële Giovanola, Marcelo de Melo /// Bühnenbildentwurf: Frank Chamier /// Lichtgestaltung: Marc Brodeur /// Musik-und Tonarrangement: Stephan Mauel /// Kostüme: Adelheid Pohlmann /// Choreographische Beratung und Inspizienz: Antoinette Laurent

"JIGABOO - FIGHT FOR YOUR RIGHT TO BE WHITE ist ein einstündiger Pas de deux über die Konfrontation mit dem Fremden. Dem Tanzprojekt liegt die 1993 verfasste Erzählung "Negrophobia" des afro-amerikanischen Autors Darius James zu Grunde. Eine literarisch experimentelle, knallig-provokante Reise in die Ikonografie der populären amerikanischen Kultur und dazu ein saftiger Exkurs über den Rassismus. Auch wenn die Überführung auf die Ebene des Tanzes der Romanvorlage zwangsläufig etwas von ihrer subversiv-ironischen Wirkung nimmt, besticht JIGABOO durch seine raffiniert gestaltete Mehrdimensionalität. In die Ebene des "klassischen" Pas de deux schieben sich die tänzerisch reduzierten aber kraftvollen Ausdrucks- und Bewegungscodes der Jugendkultur, Hip-Hop, Techno, Disco. Um selbst wieder in rituell gestalteten Begegnungen aufgehoben zu werden. Tänzerisch hervorragend gestaltet und unterlegt mit fast schon suggestiven Musikcollagen." (Jürgen Bieler, Bonner Rundschau, 13.06.2002)

 

"Rafaële Giovanola und Marcelo de Melo lassen in diesem Tanzstück der Angst und Anziehung, Furcht und Faszination, die das Fremde ausübt, gleichermaßen Raum. Ihre Körperbeherrschung ist beeindruckend; das Bonner Publikum zeigte sich begeistert." (Susanne Haase-Mühlbauer, General-Anzeiger, Bonn, 13.06.2002)

 

"Das Ensemble um Rainald Endraß findet neue geheimnisvolle Bilder, die durch ihre Mischung aus Abstraktion und Sinnlichkeit überzeugen und das uralte Spiel der gegenseitigen Anziehung und Abstoßung, der Furcht und Faszination zwischen verschiedenartigen Menschen. Auf jeden Fall ein sehenswertes Tanzstück, das gerade auch durch seine unaufwendige Ausstattung mit der daraus folgenden Konzentration auf Wesentliches überzeugt. Ein Abend voller Spiel- und Tanzfreude, der lang anhaltende und begeisterte Applaus bestätigte das Ensemble in seiner Leistung." (Radio Bonn/Rhein-Sieg, 16.06.2002)

 

"Dass JIGABOO um die Härten der Vorlage einen Bogen macht, mag verständlich sein. Eins aber erreicht das Stück so nicht: dass der Zuschauer bei seinen eigenen Vorurteilen ertappt wird. Dafür ist JIGABOO einfach zu schön." (Bettina Schulte, Badische Zeitung, 09.04.01)

 

// PRESSESTIMMEN BEIM FESTIVAL OFF IN AVIGNON

"Das ist ein völlig unglaubliches Ding. Eine Tänzerin von William Forsythe trifft auf einen Tänzer von Pina Bausch, und heraus kommt dabei ein total ausgeflipptes Duo, und das auch noch in einem zum Theater verwandelten Schuhschrank, wie es nur in Avignon möglich ist. Trotz ihrer ganz unterschiedlichen Herkunft, haben sich die Wege dieser beiden Künstler bei Pavel Mikuláštik (Bonner Ballett) gekreuzt, und ihr Stück übersetzt daher auch die Suche nach einem gemeinsamen Vokabular. Es ist der Traum eines blonden Teenagers, in dessen aufeinander folgenden fantastischen Sequenzen, ein schwarzer Mann die Hauptrolle spielt. Ein heikles Thema, dessen Herausforderung die Aufführung hervorragend besteht. "Wie kann man mit einem Schwarzen schlafen, ohne sich ganz zu verausgaben?", hat einmal ein Film gefragt. Das Mädchen hat geantwortet: ich träume mir den Körper und schicke den Tänzer fort. In dem Tanzstück wechseln sich die Figuren des Verlangens, mit denen der Verweigerung des Herzens, bis hin zu Karikaturen, in denen der Schwarze als Weißer erscheint, ständig ab. Leider, beschränkte der extrem begrenzte Raum die Schrift dieses "Double binds" (ich will dich, ich will dich nicht, und das alles zur gleichen Zeit)." (Philippe Verrièle, Les Saisons de la Danse, Octobre 2000)

 

"JIGABOO - FIGHT FOR YOUR RIGHT TO BE WHITE spielt mit dem Kontrast zwischen der weißen Rafaële und dem braunen Marcelo de Melo. Ihr brillantes Metier ist in dem Stück das Rafaële und Marcelo in Avignon vorstellen deutlich sichtbar. JIGABOO ist gestrickt aus dem Hin und Her der Intimität eines atmosphärischen Theaters und dem Elan gut trainierter Körper, die sich suchen. Wenn sie sich finden, ist das das Glück." (Benjamin Chaix, Tribune de Genève, 11. Juli 2000)

 

"Ein magisches Pas de deux (Titel) ... Auf der kleinen Bühne von Théâtre de la Poulie interpretieren Rafaële Giovanola und Marcelo de Melo eine Choreographie inspiriert von dem Roman "Negrophobia" von Darius James. Es handelt sich um eine Reihe von Klischees über die Beziehungen einer weißen Frau und eines schwarzen Mannes. Der Mann verkörpert den Fremden und das Fremde, das die Frau anzieht und gleichzeitig Angst macht. Mit ihrer bemerkenswerten Technik bringen uns die Tänzer problemlos unsere eigenen Phobien nahe. Ihr Pas de deux ist sehenswert." (Jean-Michel Gautier, La Marseillaise, 23. Juli 2000)

 

"JIGABOO ist nahe an einem Schauspiel durch seine Form und durch das Spiel von Rafaële. Die gemeinsame Choreographie lebt auch durch deren wichtige Tanzszenen. Die Solos, weich und sinnlich, die Duos, bei denen sich Marcelo als zuverlässiger Partner erweist. Man sieht die verschiedene Herkunft der Künstler: der muskulöse Tanz von Rafaële trägt den Stempel von William Forsythe und der, durch seine Morphologie eines schwarzen Brasilianers mit langen weichen Armen mehr katzenhafte von Marcelo. (...) Man hätte sich mehr Kraft und Innovation in dieser Begegnung gewünscht, auch weil die Tänzer weit entfernt davon sind ihre ganze Möglichkeiten zeigen zu können, da die Begrenztheit der Bühne in Höhe und Breite deren Elan einschränkt." (rel), (René Sirvin, Le Figaro, 11. Juli 2000)